02.04.2023

Der Kirchturm wurde durch den Sturm umgeworfen




VL

Wallersdorf. Morgen, Sonntag, jährt sich zum 100. Mal der Kirchturmeinsturz der Pfarrkirche St. Johannes. Aus dem Landauer Volksblatt vom 8. Aug. 1922:

Gestern nachmittags zog ein schweres Gewitter, das von einem furchtbaren Sturm und zeitweise auch von Hagelschlag begleitet war über unsere Gegend. Der Turm der hiesigen Pfarrkirche wurde vom Sturm geknickt und glatt abgebrochen. Die Spitze stürzte herab und blieb, ca. 3 Meter tief, im Erdboden stecken. Der Turm bietet ein grauenhaftes Bild der Verwüstung.                                            Im nahen Haidlfing wurden 3 Städel durch den Sturm zum Einsturz gebracht und die ganze Getreide- und Futterernte unter den Trümmern begraben. In Büchling wurde der große Stadel der Engelen´schen Gutes umgeworfen. In Großenpinning stürzten 2 Städel des Bauern Rauscher und in Haidenkofen ein Stadel des Landwirts Wittmann durch die Gewalt des Sturmes zusammen. Auch an Hausdächern wurde schwerer Schaden angerichtet; die Obstbäume wurden fast ganz ihrer Früchte beraubt, einzelne Bäume entwurzelt oder abgesprengt. Der Hagel dauerte zum Glück nicht lange, doch ist der durch den Sturm angerichtete Schaden sehr groß.                                                                                                        Die Straße nach Haunersdorf ist für schweres Fuhrwerk unpassierbar. Ein mächtiger Alleebaum, der durch den Sturm umgeworfen wurde, riss mit seinem Wurzelwerk mehr als die Hälfte mit. Weiter wurden 2 an der Straße stehende Obstbäume entwurzelt.

Pfarrer Renner schreibt in seiner Pfarrchronik (im Zusammenhang mit dem Turm-Neubau1960):

Der Turm hatte vom Boden aus gerechnet 26 Meter Mauerwerk und 14 Meter Spitze. Das mittlere Drittel des Turmes hatte sogar den großen Brand 1849 überstanden. Aber nach dem Aufsetzen der neuen Spitze 1923 zeigten sich in der Glockenstube große Risse nach unten und nach oben. Nachdem verschiedene Renovierungsmaßnahmen (z. B. eine sechsfache Verschlauderung) nicht mehr halfen, entschloss man sich 1960 zum Abbruch und Neubau.

Landauer Volksblatt 10. August 1922:

Wallersdorf. (Neuerliches Unwetter) Gestern abend gegen 9 Uhr zog wiederum ein schweres Gewitter über unsere Gegend, das schrecklicher haust wie das Gewitter tags vorher. Es ist wohl kein Haus im ganzen Dorf, das nicht Beschädigungen aufweist; die Dächer wurden vielfach teilweise oder ganz abgedeckt, Kamine umgeworfen. Großer Schaden wurde an den Obstbäumen angerichtet, die Früchte, die der vorgestrige Sturm noch an den Bäumen gelassen hatt, wurden herabgerissen und die Bäume zerfetzt, mehrere entwurzelt. Beim Retzer-Anwesen wurde die Maschinenschupfe wie ein Kartenhaus umgeworfen und das Dach fast vollständig abgedeckt. Auf den Feldern der Umgebung sieht man keine Getreidegarben mehr; sie wurden vom sturm mitgenommen und in alle Winde zerstreut. Das Getreide wurde durch den schweren Regen oder Hagel fast ganz ausgedroschen. Der an den Feldfrüchten angerichtete Schaden ist noch viel größer als der Gebäudeschaden.

 

Fotos. Eine Gedenktafel (Foto) an der Ostseite des Kirchturms, seitlich zum Eingang der Sakristei,  erinnert an das Unglück mit folgender Inschrift: Im Wirbel stürzt ich 7.8.1922, In Eile erhob mich  15.10.1923, Pfarrer Georg Stelzer

Hans Ristl erstellte ein oder zwei Jahre vor dem Abbruch der Spitze eine Zeichnung.  

 


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